„Elisabeth und Reinhard Hauff. Stuttgarts Kunst-Traumpaar bricht auf zu neuen Ufern“

26.11.2025 - 26.11.2025

Artikel: Nikolai B. Forstbauer

Stuttgarter Zeitung

Nicht nur für Stuttgart ist es ein Verlust: Die Galerie Elisabeth und Reinhard Hauff hat geschlossen. Das Kunst-Traumpaar hat neue Ziele.

Wer in die Galerie Elisabeth und Reinhard Hauff wollte, musste nach oben. Stuttgart-Mitte, Paulinenstraße 47, fünfter Stock. Ein schmaler Gang dann, fast versteckt rechts ein Arbeitsraum, der auch Bibliothek und Besprechungszimmer war. Dort - umgeben von Büchern und Katalogen: Elisabeth und Reinhard Hauff. Ein Paar auf der Suche - nach Nahrung für das Gehirn, nach Impulsen, im besten Sinn mit- und weiterzudenken.

Elisabeth und Reinhard Hauff bleiben neugierig, entwickeln weiter Projekte. Nicht mehr aber und mit ihrer Galerie. Das ist ein Verlust. Aber auch eine Aufforderung an die Kolleginnen und Kollegen in Stuttgart wie auch an das Publikum. Das Modell Privatgalerie ernst zu nehmen, auf die Möglichkeiten zwischen Ausstellungen vor Ort, Messebeteiligungen sowie Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen der durch die Galerie betreuten Künstlerinnen und Künstler und nicht zuletzt das Begründen und Entwickeln von Sammlungen mit klarer Position und langem Atem zu reagieren.

Den Gang geradeaus ging es hinein in die Kunst. Internationale Gegenwartskunst von höchster Qualität. Kunst, die Fragen stellt. 2018 etwa „Wie kommunizieren wir? Und welchen Regeln folgen wir dabei?". Die Schau „Code Breakers" suchte mit Werken von Stephen Willats, Josephine Meckseper und Thomas Locher nach Antworten. Kunsthallenrang in einer Privatgalerie. Wieder einmal bei Elisabeth und Reinhard Hauff. Wie auch bei den Deutschland-Premieren. 2016 etwa mit Clement Cogitores Film „Ni le ciel, ni la terre", der mit flirrender Unsicherheit ständiger Nachtsicht-Aufnahmen Cogitores internationalen Aufstieg begründete.

Immer wieder seit der Eröffnung 1995 verknüpfte sich der Weg der Galerie mit in Stuttgart arbeitenden und oder lebenden Künstlerinnen und Künstlern. Immer aus Stuttgarts Konzeptjahren heraus gedacht, aus den Debatten der 1980er und frühen 1990er Jahre begründet. Thomas Locher, Julio Rondo oder auch Joan Jonas sind zu nennen. Bis hin zu jener Ausstellung, in der 2022 ein neuer Name platziert wird: Simon Herkner. Konzept, Sinnlichkeit und Haltung verbinden sich. Die Wucht von Herkners Auseinandersetzung unter anderem mit den Gräben von Verdun spiegelt die Entschiedenheit jeder Ausstellung von Elisabeth und Reinhard Hauff. Bis hin eben zum Finale mit Wolfgang Flad, dessen originär für die Räume entwickelte Konzeption wiederum Bühne für eine abschließende Performance war.

Ja, man musste hinauf in diese Räume, wollte hinauf. Um zu staunen und - ja doch' - um zu lernen. Nicht zuletzt, dass gerade tiefer Ernst auch aus Humor entsteht wie es uns etwa Tim Berresheim in der Galerie Hauff lehrte.

Die nächsten Schritte für Elisabeth und Reinhard Hauff? Wird die Kunst begründen.


Zwei für die Kunst
Elisabeth Hauff
„Nach meinem Bachelor in Kunstgeschichte an der Universität Kopenhagen absolvierte ich 1977 den einjährigen „Works of Art" Kurs bei Sotheby's in London. Dort bekam ich anschließend eine Junior Spezialisten-Stelle in der Abteilung für Malerei und Zeichnung des 19. Jahrhunderts, die ich bei Sotheby's in New York fortsetzte bis ich 1982 nach Paris zog. Dort eröffnete mir die Arbeit bei der Nordstern Fine Art Versicherung in Paris die Türen zu spektakulären Privatsammlungen. 1986 trat ich dem Kuratorenteam der Sammlung Thyssen­-Bornemisza in der Villa Favorita in Lugano, Schweiz bei. Ab 1995 war ich wieder in der Auktionswelt als Vizepräsidentin von Christie's, Genf tätig, bis ich mich im Jahr 2002 meinem Mann in der Galerie Reinhard Hauff in Stuttgart und der zeitgenössischen Kunst anschloss. Zudem verwalte ich auch eine Reihe von Privatsammlungen mit mehreren tausend Werken. Andrea Mantegna ist immer noch mein Lieblingskünstler und der Grund, warum ich überhaupt angefangen habe, Kunstgeschichte zu studieren.“

Reinhard Hauff
„Aufgewachsen mit der zeitgenössischen Kunst meiner Eltern, die sehr engagiert sammelten und jeden Quadratmeter des Hauses mit Kunst versahen, kaufte ich meine ersten Kunstwerke von Rolf Walz und Thomas Locher, damals beide noch Studenten an der Kunstakademie Stuttgart, mit Anfang zwanzig. Ich liebte es mit der Avantgarde der Stuttgarter Galeristen und Künstler abzuhängen, Ausstellungen aufzubauen, Streifen für Daniel Buren auf Fenster zu malen, Damenhandtaschen für Georg Herold mit Zement zu füllen oder Günther Förg durch die Weißenhofsiedlung zu führen. 1995 zog ich in die Galerieräume des legendären Achim Kubinski und eröffnete meine erste Ausstellung mit Stephen Willats. Konzeptkunst stand immer ganz oben auf meiner Agenda und ist weiterhin ein wichtiger Teil unseres Ausstellungsprogramms. Es war und ist mir immer ein Anliegen aktiv am kulturellen Leben Stuttgarts mitzuwirken. Die Galerie veranstaltete bis heute über 150 Ausstellungen mit Beiträgen von über 150 internationalen Künstlern und nahm an zahlreichen Kunstmessen auf der ganzen Welt teil. Zudem habe ich das Privileg, eine sehr große private Sammlung verwalten zu dürfen.“



Foto: Elisabeth und Reinhard Hauff in der Galerie Elisabeth und Reinhard Hauff.

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