Die Galerie Reinhard Hauff freut sich, im Rahmen des diesjährigen Stuttgarter Fotosommers das erste gemeinsam Ausstellungsprojekt der beiden in Hamburg lebenden Künstler Peter Piller (*1968) und Jochen Lempert (*1958) präsentieren zu können. Beide Künstler, deren Arbeiten im vergangenen Jahr unter anderem auf der 6. Internationalen Foto-Triennale in Esslingen zu sehen waren, beschäftigen sich in ihrem Werk auf ganz unterschiedliche Weise mit Fragen der Archivierung und Neuordnung vorgefundener bzw. selbst aufgenommener Fotografien. In der Ausstellung „Phänotypologie“ stellen die beiden Künstler eine gemeinsame Auswahl an Aufnahmen mit Tiermotiven vor, die sie gemäß den ihrer Arbeit eigenen - durchaus humorvollen - Kriterien der Ordnung und thematischen Reihung aus ihren jeweiligen Bildarchiven zusammengestellt haben.

Durch diese einmalige Zusammenarbeit in der Auswahl und Inszenierung ihrer Arbeiten ergeben sich völlig neuartige Perspektiven auf den konzeptuellen Umgang von Peter Piller und Jochen Lempert mit Fotografie. Die Arbeit von Peter Piller, der in letzter Zeit vor allem durch die Neuordnung eines von ihm erworbenen Archivs mit Luftbildern von Einfamilienhäusern bekannt geworden ist, basiert dabei im wesentlichen auf der Beschäftigung mit gesammelten und archivierten Fotografien. Jahrelang hat er aus allen möglichen Regionalzeitungen Abbildungen gescannt und nach Überbegriffen wie „Tatwerkzeuge“, „Schießende Mädchen“ oder „In Löcher blicken“ sortiert (siehe www.peterpiller.de). Die teilweise im Revolver-Verlag als „Archiv Peter Piller“ erschienenen Motivgruppen schärfen gerade durch die Nebensächlichkeit der Kriterien ihrer Auswahl, die für den Fotografen im Augenblick der Aufnahme oder den Redakteur bei der Bebilderung eines Artikels kaum Ausschlag gebend waren, den Blick auf das, was Walter Benjamin den „Sinn fürs Gleichartige“ der Fotografie genannt hat. Gerade dieser durch die Fotografie ermöglichte Blick des vergleichenden Sehens ist es, der auch den Arbeiten des studierten Biologen Jochen Lempert zu Grunde liegt. Anders als Piller arbeitet Jochen Lempert nicht mit gefundenen, sondern mit eigenen Fotografien. In diesen steht - meist in schwarzweiß und eigenhändig abgezogen - das Tier in allen seinen Erscheinungsformen vom ausgestopften Exponat naturhistorischer Sammlungen bis zum Plüsch- oder Haustier im Mittelpunkt. Lemperts Ansatz, bei dem sich naturkundliches Interesse mit der assoziativen künstlerischen Wahrnehmung des Fotografen mischt, geht dabei stets von der bildlichen Erscheinung seines „Forschungs“- Objektes aus. Wie Piller bedient sich Lempert bei der Kombination seiner Bildserien einer Typologie von Ähnlichkeiten, die auch in „Phänotypologie“ das der Auswahl der Arbeiten zu Grunde liegende Strukturprinzip der Ausstellung darstellt.