Die Galerie Reinhard Hauff freut sich, ihre erste Einzelausstellung mit dem dänischen Künstler Lasse Schmidt Hansen (*1978) ankündigen zu können. Lasse Schmidt Hansen, der von 2003 bis 2006 an der Frankfurter Städelschule bei Tobias Rehberger studiert hat und in der Galerie Reinhard Hauff schon mehrfach in Gruppenausstellungen vertreten war, beschäftigt sich in seinen Arbeiten mit Standardisierung, Normierung und der Abweichung von der Norm. Durch die Modifizierung DIN-gerechter Koordinatensysteme, durch die ein wesentlicher Teil unserer alltäglichen Realität definiert wird, gelingt es dem Künstler, die Kontingenz von Vorschriften, Regeln und Gesetzmäßigkeiten der industriellen Produktion vielfältig verhandelbar zu machen. Mittels der - häufig auf den ersten Blick kaum wahrnehmbaren - Variation festgelegter Systeme wie etwa der Skalierung von Millimeterpapier, der Ausrichtung architektonischer Bauteile oder der Funktion von Designobjekten, gelingt es Lasse Schmidt Hansen fundamental die Axiome der Wahrnehmung dessen zu verschieben, was in unserer Vorstellung als nicht zu hinterfragender Bestandteil der Realität angesehen wird. Das „Dilemma der freien Wahl der Standards als symptomatisches Verhältnis zur gesellschaftlichen Normalität“ (Søren Grammel) kann in seinen Arbeiten so als subversive Infragestellung der willkürlichen Setzung von Normen verstanden werden.

Lasse Schmidt Hansens Ausstellung in der Galerie Reinhard Hauff handelt von der Ungenauigkeit in der Produktion von Kunst (und anderen Dingen). Gezielt setzt der Künstler dabei die Abweichung von Standards als verbindendes konstruktives Element ein. „Untitled Grey“ besteht beispielsweise aus verschiedenen DIN A3 Blättern, die an unterschiedlichen Photokopiergeräten mit einer Grauskala bedruckt wurden. Je nach Einstellung der Maschine, Zustand der Tonerkartusche und Saugfähigkeit des vorhandenen Papiers ergeben sich für die genormten Farbabstufungen des Graus ganz eigene Werte, die entsprechend der Farbwerte der Ausgangsskala in eine fortlaufende Reihe gehängt werden. Ganz ähnlich funktioniert auch die Arbeit „Photographing landscape, some of it“. Die aus einer Sequenz digitaler Landschaftsaufnahmen bestehende Arbeit, die Lasse Schmidt Hansen in der näheren Umgebung von Rotterdam aufgenommen hat, zeigt den vergeblichen Versuch, jeweils den identischen Ausschnitt von Landschaft einzufangen. Die Sprünge in der Horizontlinie, dem Aufnahmewinkel und in der Belichtung, die sich in der Abfolge der projizierten Bilder unweigerlich ergeben, machen vor dem Hintergrund der klassischen Tradition der holländischen Landschaftsmalerei die Unmöglichkeit eines vorgegebenen Blickwinkels auf unsere Welt deutlich. In der Arbeit „3107/3107“ ist einer der beiden Stühle von Arne Jacobsen, die Lasse Schmidt Hansen nebeneinander im Galerieraum platziert hat, in seinen Abmessungen leicht größer als sein scheinbar identisches Gegenüber. Obwohl beide Jacobsen-Stühle mit der selben Seriennummer 3107 ausgestattet sind, läßt sich an dieser im Laufe der Zeit vorgenommenen Abänderung der standardisierten Größe des Stuhls genau das Moment der Variation ablesen, für das sich Lasse Schmidt Hansen in seinen Arbeiten interessiert. „By changing any design the whole perception of the world will change with it, even if it‘s just with an
inch“ (Lasse Schmidt Hansen).